Das Arbeitsgedächtnis ist ein entscheidender Faktor für unsere Fähigkeit, Informationen kurzzeitig zu speichern und zu verarbeiten. Bei Menschen mit ADHS ist das Arbeitsgedächtnis oft eingeschränkt, was sich in Schwierigkeiten äußert, sich zu organisieren, Anweisungen zu befolgen oder Aufgaben zu Ende zu bringen. Eine schwächere Arbeitsgedächtnisleistung kann sich auf verschiedene alltägliche Situationen auswirken, wie zum Beispiel das Vergessen von Aufgaben oder das Ablenken während der Arbeit.

Wie kann man das Arbeitsgedächtnis trainieren?

Trotz der Herausforderungen gibt es Techniken und Übungen, mit denen man das Arbeitsgedächtnis verbessern kann, insbesondere für Menschen mit ADHS. Hier sind einige Ansätze:

  1. Mentale Übungen: Spiele wie Sudoku, Schach oder Memory fördern die kognitive Flexibilität und die Fähigkeit, Informationen zu behalten. Diese Übungen stärken die neuralen Verbindungen und können das Arbeitsgedächtnis schrittweise verbessern.

  2. Chunking: Beim „Chunking“ werden größere Informationsmengen in kleinere Einheiten unterteilt. Menschen mit ADHS profitieren davon, Aufgaben und Informationen in kleinere, überschaubare Schritte zu zerlegen, was die kognitive Last reduziert.

  3. Wiederholung und Visualisierung: Wiederholtes Üben von Informationen, ob es sich um eine Liste oder eine Aufgabe handelt, hilft, sie im Gedächtnis zu verankern. Visuelle Darstellungen, wie Mindmaps oder Notizen, unterstützen zusätzlich das Behalten von Informationen.

  4. Externe Hilfsmittel: Nutzung von Kalendern, Erinnerungs-Apps und Listen helfen dabei, das Gedächtnis zu entlasten. Diese Tools dienen als „externes Gedächtnis“ und ermöglichen eine bessere Organisation des Alltags.

  5. Meditation und Achtsamkeitstraining: Studien zeigen, dass Achtsamkeitsübungen die Konzentration und das Gedächtnis verbessern können. Regelmäßige Meditation hilft dabei, den Geist zu beruhigen und den Fokus auf die gegenwärtige Aufgabe zu lenken.

  6. Physische Aktivität: Körperliche Bewegung hat einen positiven Einfluss auf die Hirnfunktion. Regelmäßige Bewegung, besonders Ausdauersportarten wie Laufen oder Schwimmen, kann die Arbeitsgedächtnisleistung verbessern, da sie den Dopaminspiegel im Gehirn erhöht und die kognitive Leistungsfähigkeit steigert.

Spezifische Trainingsmethoden für Menschen mit ADHS

Für Menschen mit ADHS gibt es spezifische Programme, die auf das Training des Arbeitsgedächtnisses abzielen. Apps wie NeuroNation bieten Übungen an, die darauf abzielen, die Arbeitsgedächtniskapazität systematisch zu erweitern. Solche Trainingsmethoden haben sich in Studien als wirksam erwiesen, um die kognitive Leistung langfristig zu steigern.

Das gezielte Training des Arbeitsgedächtnisses ist für Menschen mit ADHS eine wertvolle Strategie, um im Alltag besser zurechtzukommen und sich selbst effizienter zu organisieren.

Das Arbeitsgedächtnismodell von Alan Baddeley beschreibt, wie das Gehirn kurzfristig Informationen speichert und verarbeitet. Es unterscheidet sich von einem einfachen Kurzzeitgedächtnis, da es eine aktive Rolle bei der Manipulation von Informationen spielt und somit entscheidend für komplexe kognitive Aufgaben wie Problemlösen, Verstehen und Lernen ist. Baddeley entwickelte dieses Modell, um die Mechanismen zu erklären, die notwendig sind, um vorübergehende Informationen im Gedächtnis zu behalten und mit diesen zu arbeiten.

Das Modell besteht aus vier Hauptkomponenten:

  1. Zentrale Exekutive: Diese steuert die Aufmerksamkeit und koordiniert die anderen drei Komponenten. Sie entscheidet, welche Informationen wichtig sind, und verteilt die kognitiven Ressourcen.

  2. Phonologische Schleife: Diese speichert und verarbeitet verbale Informationen. Sie ist entscheidend für das Lernen von Sprache, das Wiederholen von Wörtern und Zahlen im Kopf.

  3. Visuell-räumlicher Notizblock: Diese Komponente speichert visuelle und räumliche Informationen, wie z. B. das Vorstellen eines Objekts oder das Navigieren durch eine Umgebung.

  4. Episodischer Puffer: Diese Komponente verknüpft Informationen aus verschiedenen Quellen und ermöglicht die Integration von Langzeitgedächtnisinhalten mit neuen Informationen.

Bezug zu ADHS

Bei Menschen mit ADHS wird oft eine Schwäche im Arbeitsgedächtnis festgestellt. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Schwierigkeit, Aufgaben in der richtigen Reihenfolge zu bearbeiten, Informationen für kurze Zeit zu behalten oder Handlungen zu planen. Eine beeinträchtigte Zentrale Exekutive kann dazu führen, dass Ablenkungen nicht effektiv ausgeblendet und wichtige Informationen nicht priorisiert werden können. Auch die Phonologische Schleife und der Visuell-räumliche Notizblock können bei Menschen mit ADHS unterentwickelt sein, was das Verarbeiten und Erinnern von verbalen oder visuellen Informationen erschwert. Dies trägt häufig zu den Problemen bei Organisation, Fokus und Zielverfolgung bei, die typisch für ADHS sind.

Eine bessere Kenntnis des Arbeitsgedächtnismodells kann helfen, gezielte Strategien zu entwickeln, um diese Schwächen zu kompensieren, z. B. durch das Nutzen von visuellen Hilfsmitteln oder das Aufteilen von Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte.

Arbeitsgedächtnis