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Entspannungstechniken

Entspannungstechniken sind Methoden, die darauf abzielen, Körper und Geist in einen Zustand der Ruhe und Gelassenheit zu versetzen. In einer Welt, die oft von Hektik, Leistungsdruck und ständiger Reizüberflutung geprägt ist, können diese Techniken dazu beitragen, Stress abzubauen, die mentale Balance wiederherzustellen und das Wohlbefinden zu fördern.

Durch gezielte Übungen wie Atemtechniken, Meditation, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsmethoden wird das Nervensystem beruhigt, die Herzfrequenz gesenkt und die Muskelspannung verringert. Das Bewusstsein wird auf den gegenwärtigen Moment gerichtet, was nicht nur zu einem Gefühl der inneren Ruhe führt, sondern auch die Konzentration und das Selbstbewusstsein stärkt.

Entspannungstechniken helfen dabei, den Körper aus einem Zustand der Anspannung und des Stresses in einen regenerativen Modus zu versetzen. Regelmäßige Anwendung kann nicht nur die psychische Gesundheit fördern, sondern auch physische Symptome wie Kopfschmerzen, Verspannungen oder Schlafstörungen lindern. Sie bieten eine wertvolle Unterstützung im Umgang mit den alltäglichen Herausforderungen und helfen, langfristig mehr Ausgeglichenheit und Resilienz zu entwickeln.

Menschen mit bestimmten gesundheitlichen oder psychischen Beschwerden sollten vor der Anwendung von Entspannungstechniken Rücksprache mit einem Arzt halten. Dazu gehören:

  1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Personen mit schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Problemen, wie etwa Herzrhythmusstörungen oder schwerer Herzinsuffizienz, sollten sicherstellen, dass Entspannungsverfahren, insbesondere tiefere Atemtechniken oder Meditationen, für sie unbedenklich sind.

  2. Schwere psychische Erkrankungen: Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, wie schweren Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), können auf bestimmte Entspannungstechniken empfindlich reagieren. In einigen Fällen können Techniken wie Achtsamkeit oder Meditation unerwartet verstärkende Effekte haben, zum Beispiel durch das Wiedererleben traumatischer Erinnerungen.

  3. Epilepsie: Einige Techniken, insbesondere tiefe Entspannungszustände oder Hypnose-ähnliche Zustände, könnten bei Menschen mit Epilepsie unter Umständen das Risiko eines Anfalls erhöhen.

  4. Asthma oder Atemwegserkrankungen: Bei Atemübungen sollte besondere Vorsicht geboten sein, insbesondere bei Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma. Tiefe Atemtechniken könnten bei empfindlichen Personen Atembeschwerden hervorrufen.

In jedem dieser Fälle ist es wichtig, vor Beginn der Übungen den behandelnden Arzt zu konsultieren, um sicherzustellen, dass die gewählte Entspannungstechnik den individuellen gesundheitlichen Anforderungen entspricht.

Autogenes Training ist eine Entspannungstechnik, die zu den autosuggestiven Verfahren gehört und darauf abzielt, durch Selbstbeeinflussung tiefe Entspannung im Körper zu erreichen. Diese Methode wurde in den 1920er Jahren von dem deutschen Psychiater Johannes Heinrich Schultz entwickelt. Im Kern geht es beim autogenen Training darum, durch einfache Gedanken und Konzentration willentlich auf das vegetative Nervensystem einzuwirken, um körperliche und seelische Prozesse zu beeinflussen. Dadurch können sowohl Stress als auch körperliche Anspannung gelindert werden.

Was bewirkt autogenes Training im Körper?

Das vegetative Nervensystem, bestehend aus Sympathikus und Parasympathikus, reguliert alle unbewussten Prozesse im Körper, wie den Herzschlag, die Verdauung oder die Atmung. Im Alltag ist der Sympathikus oft aktiviert, da er auf Stress und Herausforderungen reagiert und den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Das autogene Training fördert jedoch die Aktivierung des Parasympathikus, welcher für die Ruhe und Erholung zuständig ist.

Durch regelmäßiges Üben wird der Körper trainiert, schneller und tiefer in einen Zustand der Entspannung zu gelangen. Blutdruck und Herzfrequenz sinken, die Muskulatur entspannt sich und auch die Atmung wird langsamer und tiefer. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol werden reduziert, und das allgemeine Wohlbefinden steigt. Auf lange Sicht können so Symptome von chronischem Stress, Schlafstörungen und sogar psychosomatischen Beschwerden gemildert werden.

Ein weiterer positiver Effekt ist die zunehmende Selbstwirksamkeit: Wer autogenes Training regelmäßig anwendet, spürt, dass er die Kontrolle über den eigenen Körper und Geist hat. Diese erlernte Selbststeuerung führt zu mehr innerer Ruhe, emotionaler Stabilität und einem gestärkten Selbstbewusstsein.

Die drei Stufen des autogenen Trainings

Autogenes Training ist in drei Stufen unterteilt, die aufeinander aufbauen: Grundstufe, Mittelstufe und Oberstufe. Jede Stufe hat unterschiedliche Schwerpunkte und Anforderungen, wobei die Grundstufe als Einstieg dient, während die Mittel- und Oberstufe tiefere Veränderungen im Erleben und der Selbstwahrnehmung anstreben.

1. Grundstufe

Die Grundstufe ist das Fundament des autogenen Trainings und besteht aus sechs formelhaften Übungen, die nach und nach erlernt werden. Diese Formeln richten sich auf das Erleben von Schwere, Wärme und Ruhe im Körper.

  • Schwere-Übung: Der Übende wiederholt in Gedanken „Mein rechter Arm ist schwer“ oder „Mein linker Arm ist schwer“ und konzentriert sich auf das Gefühl, wie die Muskeln nachgeben und sich entspannen.

  • Wärme-Übung: Anschließend richtet man die Aufmerksamkeit auf das Erleben von Wärme, indem man sich beispielsweise sagt: „Mein rechter Arm ist warm“ und spürt, wie die Durchblutung angeregt wird.

  • Ruhe-Übung: Weitere Übungen beziehen sich auf die Regulation des Herzschlags („Mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig“), der Atmung („Meine Atmung ist ruhig und gleichmäßig“), der Bauchregion („Mein Solarplexus ist strömend warm“) und der Stirn („Meine Stirn ist angenehm kühl“). Diese Formeln fördern körperliche und geistige Entspannung.

Die Grundstufe zielt darauf ab, den Körper durch einfache Suggestionen zu entspannen und die ersten Schritte in Richtung der bewussten Selbstbeeinflussung zu unternehmen.

2. Mittelstufe

In der Mittelstufe des autogenen Trainings geht es um die Arbeit mit individuellen Formeln. Hier wird die Entspannung tiefer und gezielter, indem der Übende auf persönliche Anliegen und Ziele eingeht. Die Technik wird nun genutzt, um bestimmte psychische und körperliche Prozesse zu beeinflussen, etwa zur Förderung der Konzentration, Leistungsfähigkeit oder emotionalen Balance.

In dieser Stufe können Formeln wie „Ich fühle mich ruhig und sicher“ oder „Ich bin konzentriert und klar“ verwendet werden, um gezielte Veränderungen in der eigenen Befindlichkeit herbeizuführen. Die individuelle Gestaltung dieser Formeln ermöglicht es dem Übenden, autogenes Training als Werkzeug zur Selbsthilfe in spezifischen Lebenssituationen anzuwenden.


3. Oberstufe

Die Oberstufe ist die fortgeschrittenste Form des autogenen Trainings und zielt auf die Veränderung tiefster Schichten des Unterbewusstseins. In dieser Stufe wird mit meditativen und visuellen Techniken gearbeitet, um Selbsterkenntnis und tiefe innere Ruhe zu fördern. Ziel ist es, Zugang zu unbewussten Prozessen und inneren Bildern zu bekommen, um die Selbstreflexion und Selbstheilung zu unterstützen.

In der Oberstufe wird weniger mit festen Formeln gearbeitet, sondern es geht mehr darum, sich auf innere Erlebnisse, Symbole und Vorstellungen einzulassen. Der Übende taucht tief in seine inneren Prozesse ein und lernt, durch das bewusste Wahrnehmen von inneren Bildern und Gefühlen, Heilung und Selbsterkenntnis zu fördern.


Fazit

Autogenes Training ist ein kraftvolles Werkzeug, um Körper und Geist in einen Zustand tiefer Entspannung und Selbstkontrolle zu bringen. Es wirkt sich positiv auf das vegetative Nervensystem aus und kann helfen, Stress zu reduzieren, emotionale Stabilität zu fördern und das eigene Wohlbefinden zu steigern. Die drei Stufen des Trainings bieten für Anfänger wie auch für Fortgeschrittene die Möglichkeit, nach und nach tiefer in die Technik einzutauchen und ihre Wirkung zu verstärken.

Autogenes Training

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Bodyscan

Der Bodyscan ist eine Achtsamkeitsübung, die darauf abzielt, die Verbindung zwischen Körper und Geist zu stärken. Diese Methode wird häufig in der Stressbewältigung und in der Achtsamkeitspraxis, wie zum Beispiel in der MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction), angewendet. Sie hilft, das Körperbewusstsein zu schärfen, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu fördern.

Während des Bodyscans liegt der Fokus darauf, nach und nach verschiedene Körperteile zu spüren und wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten oder zu verändern. Die Übung beginnt in der Regel in einer entspannten Position, meist liegend, und leitet den Praktizierenden dazu an, sich auf bestimmte Körperregionen zu konzentrieren – angefangen von den Füßen bis hin zum Kopf.

Wie der Bodyscan funktioniert

1. Ankommen und Entspannung: Zu Beginn nimmst du dir Zeit, dich zu beruhigen und in eine entspannte Position zu kommen, sei es auf dem Rücken liegend oder in einer bequemen Sitzhaltung. Der Atem wird ruhiger, und der Fokus richtet sich allmählich nach innen.

2. Aufmerksamkeit für den Körper: Der Bodyscan beginnt meistens bei den Füßen. Du lenkst deine Aufmerksamkeit gezielt auf sie, ohne etwas verändern zu wollen. Vielleicht spürst du die Berührung der Füße auf dem Boden oder die Wärme von Socken. Es geht darum, genau das wahrzunehmen, was im Moment da ist.

3. Wandern der Aufmerksamkeit: Nachdem du dich auf die Füße konzentriert hast, bewegst du deine Aufmerksamkeit langsam über die Beine, den Rücken, den Bauch, die Brust und die Arme bis hin zum Kopf. Jeder Bereich wird bewusst und achtsam wahrgenommen, eventuell vorhandene Verspannungen oder unangenehme Empfindungen werden einfach nur registriert, ohne etwas daran ändern zu wollen.

4. Akzeptanz des Ist-Zustands: Der Bodyscan lehrt, körperliche Empfindungen anzunehmen, wie sie sind. Es gibt kein Ziel, etwas zu verändern oder Schmerzen zu beseitigen. Durch das achtsame Wahrnehmen können Spannungen oft von selbst nachlassen, und der Geist wird ruhiger.

Wirkung des Bodyscans

Der Bodyscan wirkt auf mehreren Ebenen. Zum einen fördert er eine tiefe Entspannung, da der Körper in den Moment gebracht wird und Stresshormone reduziert werden. Zum anderen stärkt er das Bewusstsein für den Körper und seine Bedürfnisse. Das regelmäßige Üben dieser Technik hilft, den eigenen Körper besser zu verstehen und mögliche Verspannungen oder Schmerzen frühzeitig zu erkennen.

Durch den Bodyscan kann die Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu bleiben, trainiert werden. Das ist besonders hilfreich bei Menschen, die unter Stress, Ängsten oder Gedankenkreisen leiden. Da der Bodyscan keine körperliche Anstrengung erfordert, ist er für jeden zugänglich und kann leicht in den Alltag integriert werden.

Die Übung eignet sich besonders gut zur Unterstützung in schwierigen Zeiten oder bei psychosomatischen Beschwerden. Sie bietet eine Möglichkeit, wieder mehr mit sich selbst in Kontakt zu kommen, und fördert die Selbstfürsorge und Achtsamkeit.